Dienstag, 28. Oktober 2008

What would Karl Marx do?

Liebe Eine.
Ich freue mich sehr, meinen ersten Post nach der Urlaubspause eröffnen zu können mit der universellen Lösung für die Finanzkrise, die hoffentlich bald das gleiche Medienschicksal ereilen wird wie BSE, MKS, die Vogelgrippe oder Eva Hermann. Wobei es nicht meine Schuld ist, dass das Eva-Weibchen einen Medienhype und danach einen Agenda-Absturz erlebte, wie es sonst nur Tierseuchen vorbehalten ist.

See more Natalie Portman videos at Funny or Die


Man mag sich gar nicht vorstellen, welchen Wirtschaftsboom wir erleben könnten, wenn man die herkömmlichen Welpen noch durch Mopshundexemplare ersetzte, womit ich die These aufstellen möchte, dass unsere Welt eine bessere wäre, wenn Josef Ackermann Mopshunde züchtete. Und zwar ausschließlich.
Ähnlich sehen das wohl auch viele andere Deutsche, die zur Zeit vermehrt Karl Marx' "Das Kapital" ordern. Was gibt es schließlich Besseres, als im Schrank 1000 Seiten Marx zu wissen, wenn einem die Finanzkrise gerade die Riesterente zerschossen hat und die KfW sich weigert, aus Versehen 317 Millionen Euro auf das eigene Konto zu überweisen? Dass der Marx auch gelesen und verstanden wird, darf man wohl anzweifeln, da bestimmt wohl nur der Besitz das Bewusstsein, immerhin irgendwas getan zu haben. Kunden, die diesen Artikel kauften, kauften übrigens auch den von Marcel Reich-Ranicki herausgegebenen Literaturkanon, die Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden sowie die DVD-Geschenkbox von "Wege zum Glück". Und da das Bashing der Möchtegern-Bildungsbürger so Spaß macht, hier noch ein paar Worte zur Fernsehdebatte, sich nach MRRs Ausfall so halbherzig durch die Medien zieht:
Das deutsche Fernsehen ist manchmal gut, manchmal schlecht, und manchmal ist es die Schuld der öffentlich-rechtlichen, manchmal der privaten Sender. Ob ARD und ZDF nicht ein bisschen so sein könnten wie die BBC, und ob RTL und Sat 1 wirklich weiter auf Laiendarsteller setzen sollten, lässt sich sicher diskutieren. Aber nur mit Menschen, die das Programm kennen. Mehr zum Thema gibt es hier. Das nötige Hintergrundwissen liefert unser kleines Dienstleistungsblog:




Enttäuscht und entsetzt, dass das Brot nicht in die Katzen rein kommt, verbleibe ich in der Hoffnung auf eine baldige Karriere als Programmplanerin als:
Deine Andere

Samstag, 18. Oktober 2008

Mehr Fernsehen wagen

Liebe Andere,

für den unwahrscheinlichen Fall, dass du dein aktuelles Projekt, eine Woche in der Nähe von Alicante auds Meer zu starren, für Neuigkeiten über den SPD-Sonderparteitag und die Kanzlerkandidatenkür der Eule unterbrechen möchtest: Tu es nicht, es lohnt nicht, deswegen aus der Sonne zu gehen. Während ich dies schreibe, bemüht sich die rote Heidi in einer Bluse, die an ein Gefängnishemd aus den Zwanziger Jahren bzw. ein Pyjama-Oberteil erinnert (vielleicht möchte sie damit subtil auf die drohende Rezession und die daraus resultierende Massenarbeitslosigkeit, die Hunderttausende zu Langschläfern bzw. Panzerknackern machen wird, hinweisen), Interesse für die Länder, "die nicht Industriestaaten sind" (ich nehme an, ihr ist der politisch korrekte Begriff für "Entwicklungsländer" entfallen) zu wecken bei einer Mehrzweckhalle voller Genossen, die sich gerade erst davon erholt haben, dass Frank-Walter "Glück auf!" gesagt hat und es auch so meinte. Sie scheitert. Zu besoffen gequatscht sind die "Nossinnenundnossen" (warum haben die auch diese idiotisch lange Anrede) vom Gerhard Schröder-Double Steinmeier, der zwar in Diktion seinem Vorgänger und Ziehvater in nichts nachsteht, jedoch die zwingend notwendigen geballten Fäuste samt beidarmigen Beschwören sowie das Brüllen, alles Zeichen der Entschlossenheit, vermissen lässt. Könnte daran liegen, dass er gefühlte 50 cm größter ist als der Gerd, er muss nicht soviel kompensieren (siehe Napoleon, Lafontaine, Sarkozy, auch und vor allem in puncto Trophy-wives). Alles in allem wirkt Frank-Walter Steinmeier wie Schröder wenn er Jugendamtsleiter in Wuppertal wäre. Ich weiß, die Präzision meiner Angaben macht dich staunen.

Über den anmaßenden Clown Reich-Ranicki will ich nicht mehr sprechen. Nur soviel: In der von ihm erpressten Sendung mit Gottschalk bewies er seine Unzurechnungsfähigkeit ein für allemal dadurch, dass er den unterirdischen Atze Schröder mit Helge Schneider verwechselte. MRR ist endgültig die neue Inge Meysel: Er verwechselt Übriggebliebensein mit Altersweisheit. Ich halte das für übertrieben.

Es ist doch so: Wer einsame, aber ehrliche Rinderbauern auf der Suche nach einer Partnerschaft und die TV-Sender, die dies ausbeuten, ich meine, dokumentieren, verachtet, ist innerlich völlig tot. Zu Herzen gehende Beweisbilder:



Heinrich, der singende Schäfer: Ich fürchte, die "traditionellen" Lieder, in denen immer wieder irgendjemand bis "zur Lippe" vorstößt, werden mich noch jahrelang im Traum verfolgen.




Hansi, der rüstige Hühnerwirt, der untertitelt werden muss und sich noch freut, weil er nicht weiß, was ihm blüht, wenn die von ihm eingeladenen Ladies bemerken, dass man auf einem Bauernhof im Nichts weder Henna noch Wasserstoffperoxid kaufen kann.






Ich weiß, es macht mich angreifbar, aber ich wiederhole meine Vermutung, dass dieses Trio die Reinkarnation eines deutschen Staats...vorsitzenden, seines PR-Fuzzis und einer Frau, die immens ihrem Menschenbild entspricht, ist.

Ich freue mich auf deine Assoziationen zum Restbauernbestand.
Glück auf, Spaßfernsehgenossin!
deine Eine

Montag, 13. Oktober 2008

Viele Köche sind der Tod des Kritikers

Beste Eine,
ich weiß, man sollte als wanna-be Journalistin niemals einem Thema hinterherrennen, aber ganz unkommentiert kann ich die verwirrte Schmähkritik eines alten Mannes an allem, was ich liebe, nun doch nicht lassen. Warum Marcel Reich-Ranicki, der das Fernsehen nur als Medium für das Lesen und Kommentieren von Büchern zu nutzen wusste, überhaupt einen Fernsehpreis bekommt, ist mir eh unverständlich. Schließlich verleiht man George W. auch keinen Buchpreis, nur weil er schon mal ganz alleine ein Buch zu Ende ausgemalt hat. Trotzdem sollte er ihn bekommen, da hätte ich mir an seiner Stelle doch vorher Gedanken gemacht und den Fernseher angeschaltet, um mich zu vergewissern, von wem ich mich da ehren lasse. So wenig Medienkompetenz bewies wohl vor ihm nur Udo Walz, als er sich via Tempo von einer rechtsradikalen Nationalakademie einen Ehrendoktor verleihen ließ. Dass ihn beim Anblick Barbara Saleschs und Atze Schröders das blanke Grauen ergriff, kann man ja verstehen. Aber dass dieser Effekt erst bei der Verleihung eintrat - shame on you, MRR. Statt den klugen Kopf hinter einer Zeitung zu verstecken, hätte er ein bisschen darin lesen sollen. Denn wie Fernsehen ist, wird ja sogar aufgeschrieben, wenn man denn unbedingt lesen will. Mit diesem Wissen um die Realitätsnähe des Herrn können wir uns schon auf den nächsten Skandal freuen, wenn er herausfindet, dass Matthias Schweighöfer vor ihm auch schon Rainer Langhans darstellte. Ein schöner Anlass, entsprechende Photos zu posten:




Womit ich das Thema beendet möchte, nicht ohne jedoch mein Lieblingszitat in diesem Zusammenhang zu verbreiten ("So ging es den ganzen Abend, und zwischendurch immer wieder Köche, nichts als Köche. Es war schrecklich." sagte MRR nachher zur FAZ) und noch einmal klarzustellen, auf welcher Seite ich mich in diesem sinnlosen Streit positioniere.



Deine Andere

Freitag, 3. Oktober 2008

Schulmädchenreport, politisch

Liebe Andere,
Wenn die Weltwirtschaft sich in die Rezession verabschiedet, Aktienindizes unter der Inkompetenz des US-Senats einknicken wie Beckstein vor einer sich ausschließlich in gutturalen Lauten äußernden Parteigruppierung, die sich "Landesgruppe Oberbayern nennt" und überhaupt alles eher weniger "supi" (Kerner-Sprech) aussieht, dann holt Maybrit Illner, Welterklärerin des Zweiten Deutschen Fernsehens und Teil des Power-Paares mit Durchschnittlichkeitsflatrate Obermann/Illner die schweren Geschütze raus: Den karierten Pullunder und die original ägyptische Erde nämlich.





Nein, das Bild habe ich nicht bearbeitet, man hat sie wirklich so vor die Kamera gelassen. Ich denke, Frau Illner wollte mit dem dezenten Karo ihrer neckischen Oberbekleidung auf den drohenden Sparzwang hinweisen, der sie vor keinerlei Probleme stellen wird: Hatte sie doch wahrscheinlich schon als Kaderstudentin an der Leipziger Journalistenschule Bekanntschaft mit staubigen Rote Beete Gläsern als einzigem Angebot des örtlichen "Delikats" machen müssen.
Auch ihre Gäste schienen den Subtext des Abends verinnerlicht zu haben, der mit dem Schlagwort "Mangel" wohl ganz gut getroffen scheint.
So trat Edda Castello, Verbraucherschützerin aus einer unbedeutenden Siedlung nördlich Berlins, auf in einem Ensemble, das sie entweder im "Zu Verschenken"- Karton des "Eine Welt"- Ladens endeckt oder schlichtweg seit 1983 niemals ausgezogen hatte:


Ja, es war ein Schneejeansanzug, den sie trug. Die Tatsache, dass er ihr zwei Nummern zu groß war, kaschierte sie mit der in den achtzigern beliebten Technik des Umschlagens der Ärmel bzw. Beine, was ihr insgesamt, in Kombination mit der Prinz Eisenherz-Frisur, das Aussehen eines mutierten Kindes verlieh.
Mein Liebling jedoch war der Graf, der keine Gräfin sucht, sondern die Person, die ihm eingeredet hat, dass rosa Hemden nicht nur was für 20jährige Berufssöhne auf Sylt sind, sondern auch vorbestraften Veteranen der Partei der Besserverdienenden:



In diesem Moment erkannte er, glaube ich, dass auch die rote Motivkrawatte keine so gute Idee war.



Hier wiederum konzentrierte er sich auf die Ausführungen des Dackel-Stirn-Besitzers Gabor Steingart zum Weltgeschehen (Lieblingszitat: "Wir können nicht alle nebenbei Betriebswirtschaftslehre studieren."). Oder versuchte sich an sein Abendessen zu erinnern. Man weiß es nicht.
Bei aller Lächerlichkeit proftiert Maybrit "Orange" Illner meines Erachtens nach immens von ihrer Platzierung vor dem schlechteren Alfred Biolek in Gestalt Johannes "Putenwurst" B. Kerners, der spätestens nach der ersten Ich-lehne-mich-über-den-Tisch-so-interessiert-bin-ich-an-Ihnen Imitation einer Frage Sehnsucht nach der Gouvernante mit der Vorliebe für kokette Seitenblicke aufkommen lässt.


Inzwischen dürfte klar sein, dass die Lächerlichkeit des gestrigen ZDF-Abendprogramms in der Tat unabhängig vom parallelen Sektgenuss unsererseits existierte. Dann doch lieber Schwangerschafts-TV mit Jana-Ina und Giovanni auf Pro 7, wo Detlef Soost direkt weiter casten konnte nachdem er erst 10 Minuten zuvor die wohl aussichtsreichsten Popstars-Kandidaten der aktuellen Staffel aus jener gekickt hatte, wahrscheinlich, weil sie keine Lust hatten, wie Loona in Bikini-Oberteil und Jogging-Hose mit Tropen-Motiv vor die Kameras zu treten.



Von Maybrits Freizeitlook zu diesem Strandaufzug sind es wahrscheinlich nur noch zwei Wochen und drei Bankenfusionen. Ich drücke uns die Daumen, ich weiß nur noch nicht, wofür.
Deine Eine