Sonntag, 24. Mai 2009

Besser spät als nie: Einige Zeilen Hass

Beste Eine,
nur drei Wochen, nachdem sich schon die gesamte Medienwelt über das unsägliche SZ-Magazin zum Thema "Tod der Holzpresse" ausgelassen hat, komme ich nun endlich dazu, meine Meinung zu dem von mir am meisten gehassten Artikel über B wie Blogs zu formulieren. Übrigens hier nachzulesen.
In diesem wird eindrucksvoll bewiesen, warum in Deutschland Blogs niemals so einfluss- und erfolgreich sein werden, wie sie es etwa in den USA sind. Herangezogen werden dabei so schöne Beweise, wie, dass der Deutsche an sich die Stimme des Volkes nicht akzeptiert, und Deutsche nur Dinge tun, für die ihnen Ruhm und Ehre sicher sind. Kurz: Deutsche werden niemals bloggen, weil sie dafür den rechten Arm senken müssten. Ein Argument, dass man von einem Qualitätsmedium sowohl erwartet als auch unhinterfragt akzeptiert.
Womit wir direkt übergehen könnten zu einem seitenlangen Hassschwall, der sich in mir seit längerem aufgestaut hat, immer wieder befeuert durch den auch in der mich beschäftigenden Redaktion gebräuchlichen Satz: "Das erscheint doch eh nur online." Zum Glück gibt es Stefan Niggemeier, der das für mich schonmal aufgeschrieben hat.
Liebe Verleger, die ihr am Holz klebt wie General Motors am SUV: Das Internet ist schnell und billig. Wenn ihr nicht so lange geschlafen hättet, und Euch von Euren Enkeln mal die Funktion eines Browsers hättet erklären lassen, statt Euch hinter der "Zeit" zu verstecken, wüsstet ihr das, und hättet vermutlich auch nicht zugesehen, wie immobilienscout.de, mobile.de oder sogar ein Portal wie trauer.de Euch die Kleinanzeigen abspenstig gemacht hat. Das einzige, was Euch jetzt noch bleibt, um diese Versäumnisse zu vertuschen, ist die Argumentation mit der Qualitäts-Keule, die angeblich nur auf Papier gewährleistet werden kann. Wenn ich mich recht erinnere, sind es Blogs wie etwa das des bereits genannten Herrn Niggemeier, die immer wieder Fehlgriffe sogenannter Journalisten aufdecken, die ihren Mist für viel Geld jeden Tag drucken lassen. Und zwar nicht nur bei Springer.
Natürlich gibt es viele Blogs mit Quatsch-Inhalt. Aber in den seltensten Fällen haben die so viele Leser wie die Bild-Zeitung. Blogs sind meist meinungsbasierte Artikel, die man als solche rezipiert und verarbeitet. Man liest, was man mag, so wie man auch die FAZ oder die taz abonniert. Wo da der Untergang des Abendlandes liegt, bleibt mir unverständlich. Medienkompetenz könnte helfen, um in der Medienwelt von 2009 erfolgreich zu sein. These are not the 80s anymore, und andere denken auch:

Alan Rusbridger on the Future of Journalism from Carta on Vimeo.



Und: Ja, ich finde das leere Glas im Vordergrund sehr gut.
Ende der Durchsage.

Deine Andere