Samstag, 28. Juni 2008

Back in the Summer of 96

Beste Eine,
nach einer weiteren Woche der Affenarbeit in einer Agentur, die ich aus Personenschutzgründen mal als "Familienbande" verschlüsseln möchte, brauchte es heute tatsächlich das ZDF, um meine Laune wieder auf ein erträgliches Maß zu heben. Nötig war dafür die Entscheidung eines Programmdirektors, ehemalige 19.25Uhr-Serien am Samstag Nachmittag zu wiederholen. Für ihn war es vermutlich nur ein kleiner Schritt, um mehr Geld für den Ausbau des Internetangebots zu Verfügung zu haben, für die Menschheit in Form von mir war es ein großer Schritt zurück in meine Kindheit - mit erschreckenden Erkenntnissen.
Zunächst verfolgte ich via zattoo Frauenarzt Dr. Markus Merthin, eine Serie, die selbst einem ehemaligen Steward auf dem Traumschiff mittlerweile peinlich ist. In der aber Martina Gedeck als Arzthelferin einst ihre Karriere startete, wie folgendes Bild beweist:

(Hier umringt von MM mit Baby, der späten Freundin unseres Lehrers Dr. Sprecht sowie der einst von Helge Schneider geretteten Frau Grünbaum)

Es folgte, und das war der eigentliche Grund zur Freude, der Pilot der Freunde fürs Leben, deren Bedeutung für meine frühkindliche Entwicklung ich an anderer Stelle bereits darlegte. Eineinhalb Stunden lang wurde ich an längst vergessene Grundlagen dieses Serienerfolges erinnert: Wie der dem Alkohol verfallene und überschuldete Dr. Leibrecht von unseren drei Ärzten zu Beginn aus der Ostsee gerettet wird und daraufhin den Dreien seine Praxis andreht. Wie er von einem Bankangestellten namens Möllemann überführt wird, nicht getätigte Behandlungen in Rechnung gestellt zu haben ("Das nennt man Betrug!" kommentiert er die Vorgänge; ein Zitat, das erst Jahre später mit Herrn Zwegat wirklich zu dem ihm angemessenen Ruhm kam). Wie Dr. Rogge im seemännischen Zweireiher mit goldenen Knöpfen den Vegetarier Dr. Hohlbein disst ("Sie kaufen uns leckeren Rinderbraten. - Ja, das mache ich mit Absicht."), und Dr. Junginger nach durchzechten Nächten unter einem Baum schläft, wo er von seinem Vater überrascht wird, der zeitgleich auch als Christoph von Anstetten in der ARD Karriere machte.
Was mich zur zweiten erfreulichen Erkenntnis bringt, nämlich der Tatsache, dass sich endlich jemand die Mühe gemacht hat, die komplizierten Beziehungen innerhalb einer Adelsfarce aufzudecken, die wir "Verbotene Liebe" nennen. Und zwar hier. Bestens aufbereitet kann man verfolgen, was bisher geschah, wer mit wem und vor allem, von wem Johannes von Lahnstein eigentlich seine mittlerweile sechs Kinder hat. Um schonmal hier einen Eindruck zu geben, welcher Fundus unnützen Wissens einen dort erwartet, ein Screenshot aus der schönen Kategorie "Beziehungen der Isabell Brandner, geb Mohr":


Womit ich schließen und in Vorfreude auf das morgige Finale mit einem Rückblick auf den weiten Weg dorthin verbleiben möchte:



Was Angie wohl morgen tragen wird fragt sich, dabei enthusiastisch mit einem imaginären Fähnchen winkend: Die Andere.

Samstag, 21. Juni 2008

Das verlorene Wochenende

Liebe Andere,
Sicherlich wunderst du dich, warum ich so lange nicht geschrieben habe. Ist es, weil in der "Welt der Prominenten" (O-Ton Constanze Rick) nichts berichtenswertes passiert ist oder wurde ich von Außerirdischen entführt und wochenlang gezwungen, Demokratie und Popcorn auf ihren Planeten einzuführen (in dieser Reihenfolge)? Die Antwort liegt auf der Hand sieht man sich dieses wundervolle Bild an, was die gefühlte Ereignisdichte der letzten Zeit auf einen Nenner bringt:

Ganz recht: Adolf Hitler ist jetzt Holländer und flirtet mit einem Albino in Funktionskleidung.
In anderen Neuigkeiten erklärt sich die sträfliche Schreibabstinenz auch ein wenig aus unserer schamlosen Medienstalkingreise zur Jahresversammlung der selbstgerechten Schreiberlinge, ich meine, zum netzwerk recherche nach Hamburg. Noch immer bereue ich, dass wir den Verkleidungskurs mit Günther Wallraff verpasst haben, die einstündige Livebewunderung des heißen Alexander Osang machte dies aber wett:


Momentan versuche ich mich noch zu entscheiden, welches mein Lieblingsmoment war an jenem Wochenende auf dem kasernenartigen NDR-Gelände, das mich persönlich vor allem mit den großzügigen Cafeteriaöffnungszeiten überzeugte:
1. Die Entdeckung, das sich unser Hotel optimal zu einer möglichen Recherche zum Thema "Nutten, Sportwetten und besoffene Eckenrumsteher" anbot, 2. Deine Frage kurz nach der Ankunft bei einem unhanseatischen und köstlichen Köstritzer aus der Flasche auf einem Trafokasten an der Binnenalster: "Na, hasten dir so vorgestellt, den goldenen Westen?" 3. Die Entdeckung, dass die schlechtgekleideteste Frau am Platz eine Kommilitonin war, die offensichtlich dachte, das Motto der Veranstaltung sei "Komm als dein Lieblingsmuppet!" und entsprechend in einem entzückenden Ensemble aus rosa Oberteil, grau-rosa Rucksack (wie man ihn sonst von 7. Klässlern kennt und zwar die Sorte 7.Klässler, die die Pause mit dem Kopf am Boden verbringen) und schlechter Blondierung auftauchte. Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie Alexander Osang stalkte während unsereins dies hilflos über die in der Lobby aufgestellten Flachbildfernseher verfolgen musste da wir uns den 45. Kaffee des Tages einflößten um nicht an der gepflegten Langeweile der Veranstaltung und dem hotelbedingten Schlafenztug zu scheitern. 4. Der Höhepunkt öffentlich-rechtlicher Selbstinszenierung: Der feierliche Einmarsch des NDR-Intendanten Lutz Marmor in den Konferenzsaal zu einer scheppernden Version von "Die Gedanken sind frei", dargebracht vom Damenorchester Salomé, die es irgendwie witzig fanden morgens um 9 in Paillettenkostümen Blasmusik zu machen und durch ein Megaphon zu singen.

Ich verstehe immer noch nicht, warum die Frauen den Mann in der Mitte eingehakt hatten. Es hätte besser gepasst, wenn sie ihn direkt auf einer Bahre reingetragen hätten. Oder hochgeworfen hätten. Nackt natürlich. Dazu würde auch die Aussage des Mitorganisators und schmierigen Hans Dampf in allen Gassen Kuno Haberbusch passen, man hätte ein Damenorchester eingeladen weil man nicht genügend weibliche Edelfedern auf den Podien der Veranstaltung habe.Misogynie, Mangel an Gratisalkohol und ein rätselhafter Hass auf google und microsoft, der selbst BILD und die Süddeutsche einander in die Arme treibt: Das ist MEIN Fazit dieses sonst erkenntsnisarmen Wochenendes. Und das Alexander Osang am gleichen Tag Geburtstag hat wie ich. Wie praktisch für unsere quasi schon sichere Eheschließung: Es wird nur noch ein Fest geben müssen.
Es pfeift und hasst Blasmusik: Die Eine