Samstag, 27. September 2008

Optimismus ist nur ein Mangel an Information

Beste Eine,
wie könnte ich Deinem Ausflug zur Haute-Volée einer in ihrer Existenz bedrohten Partei besser kontern, als mit einer Beschreibung meiner Reise in die Niederungen der deutschen Presselandschaft, zur Regionalpresse. Wo ich mich wider besseren Wissens um eine Festanstellung bemühte.
Dazu sollten man wissen, dass in Zeiten, in denen jeder Mongo etwas mit Medien machen möchte, sich selbst Zeitungen wie diese nicht anders zu wehren wissen, als sich das Pack mit einem Assessmentcenter vom Leib zu halten. Schließlich kann man nicht bei jedem der Bewerber das Beherrschen der drei Grunddisziplinen Sprechen, Schreiben, Wissen voraussetzen; außerdem hat es des schönen Nebeneffekt, dass einem die eigene Publikation plötzlich wie die Henri-Nannen-Schule vorkommt.
So reiste ich also am Vorabend des Großes Deutsch-Tests nach Braunschweig. Du weißt, was Du Deinem potentiellen zukünftigen Arbeitgeber wert bist, wenn an der Rezeption des Hotels, das er für Dich auswählte, Trucker stehen, die einen Parkplatz für ihren Truck suchen. So verschwand ich umgehend in meinem mikroskopisch kleinen Zimmer, um dort Dr. House mit Schnee zu verfolgen. Das letzte mal sah ich wohl Fernsehen in dieser Qualität, als ich noch im kabellosen Haushalt meiner Eltern lebte und das terrestrische Fernsehen noch nicht abgeschaltet war.
Doch der Morgen versprach Besserung. Not. Bereits an der Tramhaltestelle traf ich auf ein Mädchen in einem Twin-Set, das ebenfalls zur Zeitung wollte. Nachdem sich in einem kurzen Gespräch herausstellte, dass sie weder Peter Zwegat noch den Begriff Diaspora kannte ("Ist das nicht irgendwas mit Juden?"), hatte ich einen Eindruck von den Mitbewerbern bekommen. Denn so waren sie alle. Du weißt, dass Du den falschen Umgang hast, wenn Du die einzige bist, die ein Pony und keine Pastelltöne trägt und Georg Mascolo nicht für den Eigenmarken-Herrenduft von Rossmann hält.
Nach ein paar einführenden Worten und dem Verzehr von zwölf Tassen Kaffee meinerseits ging es dann endlich los. Zunächst mit dem Schreiben eines Kommentars über die Testwahl in Hessen, den ich gänzlich auf Youtube-Wissen aufbaute. Es folgte zum Test der Teamfähigkeit eine Gruppenaufgabe in Form einer kleinen Blattkritik, die schon dadurch zum Scheitern verurteilt war, dass meine Mitstreiter den Begriff Leser-Blatt-Bindung nicht kannten. Statt dessen wollten sie gerne darüber sprechen, warum nicht die komplette Zeitung in Farbe gedruckt wird. Du weißt, dass Du bei einer Zeitung nicht arbeiten möchtest, wenn sie den Amoklauf von Kauhajoki zwischen Bill Kaulitz und Udo Waltz unter Vermischtes abhandelt. Diese Meinung durfte ich dann auch gleich der Chefradaktion mitteilen, mit der ich im anschließenden Gespräch die interessantesten Worte des Tages wechselte. Man glaubt dort nun, die chinesische Wirtschaft und dieser Herr seien meine Fachgebiete.
Mit ordentlich Kartoffelsalat im Bauch ging es dann weiter zum Wissens- und Bildertest, womit wir zu Peter Zwegat und dem fehlenden Wissen um dessen Existenz zurückkommen. Anders ist wohl nicht zu erklären, wie eine Teilnehmerin diese beiden Herren verwechseln konnte:




Für die jungen Dinger von heute sind alte, graue Männer mit Brille aber auch so schwer zu unterscheiden. Aber ich bin ja eine Freundin des Ähnlichkeitswettstreits, wie ich in diesem Blog nur zu oft unter Beweis stellte. Daher möchte ich die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, ein weiteres Zwillingspaar zu promoten, dessen unwissendliche Trennung bei der Geburt mir im Test auffiel:




Zu meiner Verteidigung möchte ich jedoch vorbringen, dass ich mir der voreinander unabhängigen Existenzen von Ferdinand Piëch und Graf Benedikt durchaus bewusst war. Du weißt, dass Du eine Schwäche für Wissenstests hast, wenn Du bei jeder Frage sagen kannst, ob sie aus dem Test der Henri-Nannen-Schule oder dem Einbürgerungstest abgekupfert ist.
Im großen Finale des Tages entließ man uns dann in das, was man in Braunschweig als Stadt bezeichnet, um wahllos eine Reportage über eine ortsansässige Straße zu schreiben. Spontan entschied ich mich für den ansprechensten Part, die Kaffeetwete. Bezeichnender Weise könnte ein Usain Bolt sie in weniger als zehn Sekunden durchlaufen. Du weißt, dass Du in einer Stadt nicht heimisch werden kannst, wenn nach der besten Straße eine therapeutische Gemeinschaft gegen Drogensucht benannt wurde.
Womit alles gesagt wäre. Zur Ehrenrettung Braunschweigs möchte ich noch hinzufügen, dass am Bahnhof sehr praktische Automaten aufgestellt wurden, aus denen man statt Süßigkeiten oder Reclamheften nützliche Dinge wie Rasierer, Taschenlampen oder Ohrringe in Schmetterlingsform ziehen kann. Mein Kleingeld erlaubte mir den Erwerb von Neonstiften, in anderen Gefilden auch Textmarker genannt. Also bring Münzen mit, wenn Du mich demnächst in meiner persönlichen Diaspora besuchst.
Deine Andere

Donnerstag, 25. September 2008

Snubbed my the D-List...again

Liebe Andere,

letzte Woche zwei Etagen über Olaf Scholz, diese Woche ein halbherziges Winken von Hubertus Heil: Es geht steil aufwärts in der Welt der C-Politprominenzbegegnungen für mich. Aber der Reihe nach: Die Arbeit in einer Firma, der du entkamst und die mich noch in ihren klammen Griffeln hält, ermöglichte mir vergangenen Montag den Besuch des "vorwärts" Sommerfestes. "Vorwärts", das ist so etwas wie die Frösi, nur ohne Comics, was definitiv ein Manko ist. Die Illusionen, die ich mir über den Charakter meines Aufenthalts auf dem Fest gemacht hatte, zerstoben so schnell wie die Kanzlerkandidaturansprüche Kurt Becks, dessen Namen auszusprechen wahrscheinlich einen Parteiausschluss zur Folge gehabt hätte. Jedenfalls konnte ich in den sechs Stunden meiner Arbeits-/Gaff-/Gratisdurchfresszeit folgende messerscharfe Beobachtungen machen
1. Sigmar Gabriel sah deutlich gesünder aus als am Tag zuvor, als er mürrischst in der Knutadoptionsjacke gewandet ein Stück Käsekuchen just an der Theke bestellte, vor der ich es mir bequem gemacht hatte. Ich weiß nicht, ob er eine nougatfarbene Steppjacke trägt weil er es a) wirklich schick findet, b) seine sehr junge Begleitung es wirklich schick findet, c) darauf anlegt, Gentrifizierung ein Gesicht zu geben oder d) einfach nichts anderes anzuziehen hat. Es sah jedenfalls komisch aus. Unterm Heizstrahler im vorwärts- Bierzelt wirkte er dann aber ganz natürlich und entspannt, ich fürchte, er hat eine Art Liebesbeziehung mit diesen Bierzelt-Wahlvolk-Kontakt-Vorraussetzungen. Das würde auch seine Gesichtsfarbe erklären, die Detlef Soost wie einen Albino wirken lässt. Ich fürchte, der letzte Satz war irgendwie rassistisch. Es tut mir leid, Herr Soost.
Gabriel unterhielt sich übrigens mit Heiner Brehmer, dem schnarchigen RTL-Nachtjournal-Veteranten, der heute wiederum die Biographie Kurt Becks vorstellte. Wahrscheinlich besprach er unterm Heizstrahler und bei den alkoholfreien Cocktails mit Siggi, wie man den Kurt noch mehr verarschen könnte, so mit Ranzen verstecken und so.
2. Andrea Nahles vollbringt das Wunder, im echten Leben dicker auszusehen als on tv, wie sie das macht, ist mir ein Rätsel. Dafür besticht sie mit Volkstümelei am Wurststand, wie sie einst einzig Gerd Schröder beherrschte. "Ich will erstmal ne WUAST!" schallt es ungefähr acht mal durch den Grillwagen bevor Frau N. in Vorzugsbehandlung das Gewünschte erhält. Man kann ihr nicht böse sein, der hemdsärmlige Umgang mit den Jungs aus dem Präsidium hat sie zu einer ungeduldigen Grillgutverlangerin gemacht. Das oder die lange Beziehung zu einem VW-Personalvorstand.
3. Münte trägt roten Schal, die Walter Momper und Riester nicht. Außerdem wirkt Münte im Direktvergleich deutlich fitter und entspannter als seine altersgleichen Genossen. Mobben für den Seelenfrieden: Ein Prinzip, das ich ausdrücklich unterstütze.
4. Gerd Schröder sieht sogar von hinten gut aus, Peer Steinbrück auch von vorn. Die Zuschaltung des Erlösers Frank-Walter Steinmeiers per Internet aus New York verpasste ich leider, hier eine von mir rekonstruierte Version:





"Ich bin nicht nur Gerhard Schröder- Stimmenimitator sondern auch ein prima Kanzlerkandidat. Ich kann zum Beispiel super bedeutungsschwer an Fenstern stehen oder so tun, als sage mir Murat Kurnaz nichts. Ich besitze übrigens ein iPhone. Wollnse ma sehn?"
Ja, da scheuen die Genossen keine Kosten und Mühen, da wird geskypt ohne Rücksicht auf Verluste.


5. Hubertus Heil, mühsam in die Standattraktion der idiotischen Firmenrepräsentanz gezerrt, für die ich mein semi-nettes Gesicht hinhalte. Er lässt sich brav dabei fotografieren, wie er einen Fahrsimulator vergewaltigt ("Einen Unfall- sowas wollte ich schon immer mal machen!" Nur mit Mühe konnte ich mich davon abhalten ihn darauf hinzuweisen, dass die kommenden Wochen dies mit Sicherheit für seine Karriere und ihn bereithalten würden), steht auf, schüttelt den Leuten links und rechts von mir die Hand, ignoriert aber meine jovial dargebotene Macherpfote. Ein Schlag ins Gesicht für einen schlechteren Bildleserreporter wie mich, den ich nur mit verbitterten Posts wie diesen abarbeiten kann. Im Gift Bag der Veranstaltung befand sich übrigens ein Kondom von der AWO. Wenn die Wohlfahrt beginnt Kondome zu verteilen, sollte man dann anfangen, CSU zu wählen? Ich harre deiner moralischen Leitung.
deine Eine

Sonntag, 21. September 2008

Coffee and TV

Liebe Eine,
vielen Dank für Deinen Cliffhanger - endlich gibt es mal einen Grund, das schöne Martenstein-Zitat einzubringen, dass ich vor einigen Wochen hier über das Alexa, das schamloseste Einkaufszentrum der Hauptstadt, las: "Wenn ich einem Pekinger Freund am Telefon das „Alexa“ beschreiben müsste, dann so: Stell dir vor, Adolf Hitlers „Führerbunker“ ist bei einer Bombenexplosion aus dem Untergrund nach oben gedrückt worden. Berlin hat den Bunker an den Travestieklub „La vie en rose“ verpachtet, die haben den Bunker schweinchenrosa angestrichen." Und genau so ist es:

In other news gibt es aber zum Glück auch erfreuliche Sachen zu berichten, in diesem Fall von unserem liebsten Schuldnerberater. Der ist nämlich nicht nur Kettenraucher, sondern auch Koffeinjunkie, wie er in der letzten Folge von "Raus aus den Schulden" bewies:



Kaffee UND Cola, man muss ihn verehren! Zumal ich somit nicht die einzige bin, die diese Kombination für völlig ausreichend für einen ausgewogenen Flüssigkeitshaushalt hält. Fehlt jetzt nur noch, dass auch ich mit dem Hund tanze oder auf einer Harley fahre,



und dann steht endlich auch meiner Karriere beim Privatfernsehen nichts mehr im Weg. Wie üblich könnte ich mich bei bereits bestehenden Konzepten bedienen und nach diesem Vorbild (Was man sehen sollte. Bis zum Schluss!) Arbeitslose auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft begleiten. Mit dem schönen Erfolg schon zum Programmstart, dass zumindest ich von der Sraße weg wäre. Der Arbeitstitel könnte lauten: "Wir sind Mongos". Was sich natürlich nur auf die fröhlichen Hartzis bezöge, die ich vor der Kamera betreuen würde, während wir ansonsten nur noch auf den A-C-Promipartys verkehrten und uns persönlich erkundigen könnten, wie Yvonne Catterfeld "Hund" buchstabiert. "H wie der Papa vom Wayne, U wie GUte Zeiten, N wie weiß ich grad nicht, T wie The Dome." Das wird schön.
Deine Andere

Freitag, 19. September 2008

I would spend three or four lines

Liebe Andere,
Gestern abend trank ich zuviel Sekt im Wohnhaus von Olaf Scholz, allerdings ohne mehr von ihm zu sehen als sein Klingelschild, was meine hervorragenden Gastgeber zuvor vor die Vermutung gestellt hatte, der Mann hieße Ernst mit Vornamen. Dabei heißt so die Ehefrau unseres Arbeitsministers Olaf, der folglich eine emanzipierte Ehefrau hat (oder eine, die nicht Scholz heißen will, vielleicht wegen der schwarzen Boxerwitwe gleichen Namens). Ich erfuhr darüber hinaus, dass er Fahrrad fährt und jenes als einziger Hausbewohner in die Wohnung trägt statt es im Hof anzuschließen. Ich nehme an, er hat Angst vor den schlechten Sitten der SPD-Führungsriege und sieht Kurt Beck die Bremsen manipulieren oder sowas. Mein Entzücken über dieses ehrenwerte Haus wuchs ins Unendliche als mir unvorsichtigerweise mitgeteilt wurde, dass in wenigen Tagen die echte Yvonne Catterfeld auf der Couch sitzen würde, an der wir vorbei gegangen waren um von der Terasse aus Sektkorken auf den scholzschen Balkon zu schießen. Meine investigativen Nachfragen ("Sieht sie in echt so aus wie im Fernsehen? Wie steht sie zu "Sophie- Braut wider Willen"? Wie buchstabiert sie "Hund"?") wurden leidlich zufriedenstellend beantwortet, allerdings verbunden mit dem größten Understatement aller Zeiten: "Die ist ein ganz normaler Mensch!". Wenn so etwas über Prominente gesagt wird, muss ich immer ein bißchen lachen. Wenn sie normal wären, wären sie nicht prominent. Siehe Paris Hilton (Hunde, Sextape, Nicole Ritchie) oder Klaus Wowereit (Rosenstolz, Autobiographie, Desiree Nick). Ich bin normal und nicht prominent. Was zu beweisen war! Normale Menschen treten nicht in einer barocken Telenovela auf oder verlassen Wayne Carpendale. Normale Menschen sind gar nicht erst mit dem zusammen!
Ich fürchte, die Couchgarnituren normaler Menschen, auf denen Prominente sitzen, bleiben mir für immer verwehrt. Stattdessen muss ich weiter mit dir auf halbseidenen Empfängen rumhängen und bei Gratisalkohol mehr oder minder ungeniert jedem D- Prominenten hinterherstarren, der sein Gesicht mal in eine Pro 7 Kamera bugsierte. So war es und so wird es sein.
Klaus Wowereit hat übrigens erst jetzt bemerkt, dass er das neue Einkaufszentrum Alexa hässlich findet. Eröffnung war vor einem Jahr. Klaus Wowereit arbeitet 50 Meter Luftlinie davon entfernt. Ich befürchte, die Hochzeitsvorbereitungen von Sabine C. UND Udo W. haben ihn zu sehr in Anspruch genommen, als dass er den roten Riesen mal vorher hätte bemerken können.
In der Hoffnung auf baldiges gemeinsames Starren,
deine Eine

Mittwoch, 10. September 2008

"Wissen Sie, wie man das nennt?"

Liebe Eine,
ich glaube, ich bin zu jung. Oder dumm. Eins von beiden muss auf jeden Fall zutreffen, denn wenn ich Google Glauben schenke (und damit auch gleich jede Menge Daten), dann bin ich die einzige Person der Welt, die mit dem schönen Wort, das Kurt Beck für seine Meuchelmörder wählte, nicht vertraut ist. Und demnach verwundert über den Gebrauch des Ausdrucks "Büchsenspanner". "Meine Leute und ich kennen die Büchsenspanner" war den Herren von Spiegel Online sogar als Zitat eine Überschrift wert, doch erklärt wird dieses Wort, das nach meinen Recherchen nicht einmal der Duden kennt, nicht. Bescheid weiss statt dessen die Oeconomischen Encyclopädie von J. G. Krünitz, erstellt zwischen den Jahren 1773 bis 1858. Der Einfachheit halber habe ich einfach mal einen Screenshot der Beschreibung erstellt, die die Nachfahren des Herrn Krünitz im Internet untergebracht haben. Vermutlich waren auch sie der Illusion erlegen, man könnte damit irgendwie Geld verdienen.



Der Mann, der sich jahrelang vergeblich bemühte, sein Aussehen eines CSU-Kreisvorsitzenden durch einen Nackenspoiler proletatierfreundlich zu gestalten, beschuldigt also "ansehnliche, höfliche, vernünftige und bescheidene" Menschen, ihn aus dem Club gemobbt zu haben - kein Wunder, dass jemand mit so bourgeoisen Ansichten das Haus leider verlassen musste. Wobei ich es persönlich sehr schön finde, dass diese zeitgenössige Dolchstoßlegende auf Menschen abgeladen wird, zu deren Aufgabe das Verwahren von Steinen gehört. Natürlich nur abseits der SPD zeichnen sich wahre Revoluzzer doch sonst eher dadurch aus, die Steine beim Abwurf auf Polizisten zu verlieren. Vermutlich sollte ich im "Vollkommenen deutschen Jäger" oder dem "Allgem. öconom. Forstmagazin" noch einmal nachlesen und mein Wissen auffrischen.
Ein weiterer durchaus attraktiver, jedoch auch mir seit dem Empfang von Astro-TV bekannter Beruf, ist folgender:


Abgesehen vom Einsatzort Budapest (wo man sich vermutlich verschrieben hat und Bukarest meinte) scheint das doch ein abwechslungsreicher Job voller Vorteile zu sein. Ob die Arbeit in einer PR-Fabrik als "mehrjährige Berufserfahrung" angerechnet werden kann, wäre zwar zu klären, aber einen angemessenen Wahnsinn könnte ich sicherlich improvisieren:



Ich gehe davon aus, dass im Gehalt eine entsprechende Dosis bewusstseinserweiternder Drogen inklusive ist. Einen mysteriösen Künstlernamen habe ich auch schon:
Die Andere

Montag, 8. September 2008

Feuer unterm Eis oder Was wurde eigentlich aus der Pro7 Alm?

Beste Andere,
Nachdem mich mein Aufenthalt in New York City einzig davon überzeugen konnte, dass erstens die mediale Darstellung jener Stadt abgesehen von Seinfeld ins Übelste romantisiert ist sowie zweitens Berlin die Beste aller Städte überhaupt ist, und wenn es nur ist, weil es nicht nur weil es so convenient gewesen wäre, seine ehemaligen Fluchttunnel zu U-Bahnhöfen gemacht hat (wie es in NY der Fall ist, siehe Saunatemperaturen, Dreck, Gestank und fehlende Uhren), melde ich mich zurück in diesem kleinen Hort der zivilisieren Medienschelte, die ja im Grunde genommen keine ist, da die Verehrung für Unverfrorenheiten wie diese die Verachtung dafür ja dominiert:



Ja, Peter Zwegat berät jetzt auch Männer mit Stripperinnen-Namen., wobei ich beim besten Willen keine verschämte Hetero-Mann-trifft-auf-Homo-Paar-Hilarity-ensues Reaktion beim Schuldnerberater unserer Vertrauens feststellen konnte. Selbst, als die Geschichte mit der falschen Vaterschaftsanerkennung des einen Gay rauskam, der so von einer "jugoslawischen Bekannten" 13000 Euro mehr auf den durch Katalogbestellungen von "ganzen Wohnungseinrichtungen" (man möchte es schließlich schön haben in Hellersdorf) gebauten Schuldenberg aufgeschüttet bekam: Eine Marlboro samt entnervten Kopfschütteln an der Außenalster und Peter Z. hat sich wieder im Griff. Bewundernswert.

Weniger gelassen reagierte da Sascha Hehn, als er die vorläufige Version seines neuen ARD-Films (du berichtetest an dieser Stelle bereits darüber) "Musikhotel am Wolfgangsee" sehen durfte. Dabei stellte er, oh Wunder, fest, dass es sich bei diesem Wiederbelebungsversuch des Genres "Musikfilm" (das seine letzten Erfolge nicht ohne Grund zu Hochzeiten Peter Alexanders erlebte, was nun auch schon wieder ein, zwei Jahrhunderte her ist) NICHT wie offenbar von ihm erwartet um ein Werk dramatischer Tiefe, tiefrgründiger Charakterzeichnung und beissender Sozialkritik handelt sondern um den üblichen Degetokram für den Freitagabend: Junge trifft Mädchen, übles Missverständnis meist verbunden mit genetischer Verwirrung in Form überraschender neuer Verwandtschaftsverhältnisse, Junge heiratet Mädchen. Zwischendurch Gesang und ein paar schmachtende Blicke auf Alpenlandschaften. Ich sage das ohne Häme: Es ist gut, dass so Leute wie Christine Neubauer weg von den Straßen sind. Nur sollte Sascha Hehn irgendwo zwischen Halbplaybacks und dem Memorieren von Textzeilen wie "Schnell in den Stall! Der Wildhüter!" doch bemerkt haben, worauf er sich da eingelassen hat, zumal er doch schon als Udo Brinkmann in der erst kürzlich ausgestrahlten "neuen" Version der Schwarzwaldklinik schamlos den dementen Klaus-Jürgen Wussow (einziger Text, der endlos wiederholt wurde: "Ich bin sehr stolz", dabei Blick in die Ferne auf die schwarze Witwe Scholz) durchs Bild schob, nur um sich neue Flanellhemden kaufen zu können wenn er in Kanada versucht, seine peinliche TV-Vergangenheit zu verdrängen.

Vielleicht trifft er dort ja auch auf den Problembären der SPD alias Kurt Beck, der sich nun wohl auf der Flucht vor Frank-Walters schneller Eingreiftruppe befindet. Ich würde gerne behaupten, dass ich Becks Auftritt als beleidigte Leberwurst in Menschenform überzogen fände, kann dies aber nicht tun angesichts eines geharnischen Mailwechsels zwischen gewissen Berliner Schwulenclubbetreibern und mir bezüglich einer Türpolitik, die mich im Regen stehen ließ, da ich die Frechheit besaß auf keiner Gästeliste zu stehen. Irgendwie witzig ausgerechnet von den gays diskriminiert zu werden. Mal sehen, wann ich drüber lachen kann.

dein Kurt Beck im Geist

die Eine