Donnerstag, 25. September 2008

Snubbed my the D-List...again

Liebe Andere,

letzte Woche zwei Etagen über Olaf Scholz, diese Woche ein halbherziges Winken von Hubertus Heil: Es geht steil aufwärts in der Welt der C-Politprominenzbegegnungen für mich. Aber der Reihe nach: Die Arbeit in einer Firma, der du entkamst und die mich noch in ihren klammen Griffeln hält, ermöglichte mir vergangenen Montag den Besuch des "vorwärts" Sommerfestes. "Vorwärts", das ist so etwas wie die Frösi, nur ohne Comics, was definitiv ein Manko ist. Die Illusionen, die ich mir über den Charakter meines Aufenthalts auf dem Fest gemacht hatte, zerstoben so schnell wie die Kanzlerkandidaturansprüche Kurt Becks, dessen Namen auszusprechen wahrscheinlich einen Parteiausschluss zur Folge gehabt hätte. Jedenfalls konnte ich in den sechs Stunden meiner Arbeits-/Gaff-/Gratisdurchfresszeit folgende messerscharfe Beobachtungen machen
1. Sigmar Gabriel sah deutlich gesünder aus als am Tag zuvor, als er mürrischst in der Knutadoptionsjacke gewandet ein Stück Käsekuchen just an der Theke bestellte, vor der ich es mir bequem gemacht hatte. Ich weiß nicht, ob er eine nougatfarbene Steppjacke trägt weil er es a) wirklich schick findet, b) seine sehr junge Begleitung es wirklich schick findet, c) darauf anlegt, Gentrifizierung ein Gesicht zu geben oder d) einfach nichts anderes anzuziehen hat. Es sah jedenfalls komisch aus. Unterm Heizstrahler im vorwärts- Bierzelt wirkte er dann aber ganz natürlich und entspannt, ich fürchte, er hat eine Art Liebesbeziehung mit diesen Bierzelt-Wahlvolk-Kontakt-Vorraussetzungen. Das würde auch seine Gesichtsfarbe erklären, die Detlef Soost wie einen Albino wirken lässt. Ich fürchte, der letzte Satz war irgendwie rassistisch. Es tut mir leid, Herr Soost.
Gabriel unterhielt sich übrigens mit Heiner Brehmer, dem schnarchigen RTL-Nachtjournal-Veteranten, der heute wiederum die Biographie Kurt Becks vorstellte. Wahrscheinlich besprach er unterm Heizstrahler und bei den alkoholfreien Cocktails mit Siggi, wie man den Kurt noch mehr verarschen könnte, so mit Ranzen verstecken und so.
2. Andrea Nahles vollbringt das Wunder, im echten Leben dicker auszusehen als on tv, wie sie das macht, ist mir ein Rätsel. Dafür besticht sie mit Volkstümelei am Wurststand, wie sie einst einzig Gerd Schröder beherrschte. "Ich will erstmal ne WUAST!" schallt es ungefähr acht mal durch den Grillwagen bevor Frau N. in Vorzugsbehandlung das Gewünschte erhält. Man kann ihr nicht böse sein, der hemdsärmlige Umgang mit den Jungs aus dem Präsidium hat sie zu einer ungeduldigen Grillgutverlangerin gemacht. Das oder die lange Beziehung zu einem VW-Personalvorstand.
3. Münte trägt roten Schal, die Walter Momper und Riester nicht. Außerdem wirkt Münte im Direktvergleich deutlich fitter und entspannter als seine altersgleichen Genossen. Mobben für den Seelenfrieden: Ein Prinzip, das ich ausdrücklich unterstütze.
4. Gerd Schröder sieht sogar von hinten gut aus, Peer Steinbrück auch von vorn. Die Zuschaltung des Erlösers Frank-Walter Steinmeiers per Internet aus New York verpasste ich leider, hier eine von mir rekonstruierte Version:





"Ich bin nicht nur Gerhard Schröder- Stimmenimitator sondern auch ein prima Kanzlerkandidat. Ich kann zum Beispiel super bedeutungsschwer an Fenstern stehen oder so tun, als sage mir Murat Kurnaz nichts. Ich besitze übrigens ein iPhone. Wollnse ma sehn?"
Ja, da scheuen die Genossen keine Kosten und Mühen, da wird geskypt ohne Rücksicht auf Verluste.


5. Hubertus Heil, mühsam in die Standattraktion der idiotischen Firmenrepräsentanz gezerrt, für die ich mein semi-nettes Gesicht hinhalte. Er lässt sich brav dabei fotografieren, wie er einen Fahrsimulator vergewaltigt ("Einen Unfall- sowas wollte ich schon immer mal machen!" Nur mit Mühe konnte ich mich davon abhalten ihn darauf hinzuweisen, dass die kommenden Wochen dies mit Sicherheit für seine Karriere und ihn bereithalten würden), steht auf, schüttelt den Leuten links und rechts von mir die Hand, ignoriert aber meine jovial dargebotene Macherpfote. Ein Schlag ins Gesicht für einen schlechteren Bildleserreporter wie mich, den ich nur mit verbitterten Posts wie diesen abarbeiten kann. Im Gift Bag der Veranstaltung befand sich übrigens ein Kondom von der AWO. Wenn die Wohlfahrt beginnt Kondome zu verteilen, sollte man dann anfangen, CSU zu wählen? Ich harre deiner moralischen Leitung.
deine Eine

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich liebe das politisch so tiefgründige Bild, dass unseren Außenminister in New York vor einem H&M zeigt.

Anonym hat gesagt…

Ich denke, er hat sich dort über die Menschenrechtssituation seiner Anzugnäher in Myanmar (Birma, Burma, whatever) informiert. Oder schonmal nach neuen Appleprodukten fürs Weihnachtsgeschäft geschaut.

Anonym hat gesagt…

Dank dieser Volksnähe ist er einfach der optimale Nachfolger des Gerts.

Anonym hat gesagt…

Ja, zumal er weiß, dass Kaschmir mehr ist als sein Zwirn. Zumindest vermittelt er manchmal diesen Eindruck. Ich hab ja kürzlich so Jugendfotos gesehen von ihm im Parka...da muss sich Acker echt hinter seiner schrecklichen Kindheit auf dem Bolzplatz verstecken. Ach die Eule: Endlich wieder ein attraktiver Regierungschef.