Montag, 8. September 2008

Feuer unterm Eis oder Was wurde eigentlich aus der Pro7 Alm?

Beste Andere,
Nachdem mich mein Aufenthalt in New York City einzig davon überzeugen konnte, dass erstens die mediale Darstellung jener Stadt abgesehen von Seinfeld ins Übelste romantisiert ist sowie zweitens Berlin die Beste aller Städte überhaupt ist, und wenn es nur ist, weil es nicht nur weil es so convenient gewesen wäre, seine ehemaligen Fluchttunnel zu U-Bahnhöfen gemacht hat (wie es in NY der Fall ist, siehe Saunatemperaturen, Dreck, Gestank und fehlende Uhren), melde ich mich zurück in diesem kleinen Hort der zivilisieren Medienschelte, die ja im Grunde genommen keine ist, da die Verehrung für Unverfrorenheiten wie diese die Verachtung dafür ja dominiert:



Ja, Peter Zwegat berät jetzt auch Männer mit Stripperinnen-Namen., wobei ich beim besten Willen keine verschämte Hetero-Mann-trifft-auf-Homo-Paar-Hilarity-ensues Reaktion beim Schuldnerberater unserer Vertrauens feststellen konnte. Selbst, als die Geschichte mit der falschen Vaterschaftsanerkennung des einen Gay rauskam, der so von einer "jugoslawischen Bekannten" 13000 Euro mehr auf den durch Katalogbestellungen von "ganzen Wohnungseinrichtungen" (man möchte es schließlich schön haben in Hellersdorf) gebauten Schuldenberg aufgeschüttet bekam: Eine Marlboro samt entnervten Kopfschütteln an der Außenalster und Peter Z. hat sich wieder im Griff. Bewundernswert.

Weniger gelassen reagierte da Sascha Hehn, als er die vorläufige Version seines neuen ARD-Films (du berichtetest an dieser Stelle bereits darüber) "Musikhotel am Wolfgangsee" sehen durfte. Dabei stellte er, oh Wunder, fest, dass es sich bei diesem Wiederbelebungsversuch des Genres "Musikfilm" (das seine letzten Erfolge nicht ohne Grund zu Hochzeiten Peter Alexanders erlebte, was nun auch schon wieder ein, zwei Jahrhunderte her ist) NICHT wie offenbar von ihm erwartet um ein Werk dramatischer Tiefe, tiefrgründiger Charakterzeichnung und beissender Sozialkritik handelt sondern um den üblichen Degetokram für den Freitagabend: Junge trifft Mädchen, übles Missverständnis meist verbunden mit genetischer Verwirrung in Form überraschender neuer Verwandtschaftsverhältnisse, Junge heiratet Mädchen. Zwischendurch Gesang und ein paar schmachtende Blicke auf Alpenlandschaften. Ich sage das ohne Häme: Es ist gut, dass so Leute wie Christine Neubauer weg von den Straßen sind. Nur sollte Sascha Hehn irgendwo zwischen Halbplaybacks und dem Memorieren von Textzeilen wie "Schnell in den Stall! Der Wildhüter!" doch bemerkt haben, worauf er sich da eingelassen hat, zumal er doch schon als Udo Brinkmann in der erst kürzlich ausgestrahlten "neuen" Version der Schwarzwaldklinik schamlos den dementen Klaus-Jürgen Wussow (einziger Text, der endlos wiederholt wurde: "Ich bin sehr stolz", dabei Blick in die Ferne auf die schwarze Witwe Scholz) durchs Bild schob, nur um sich neue Flanellhemden kaufen zu können wenn er in Kanada versucht, seine peinliche TV-Vergangenheit zu verdrängen.

Vielleicht trifft er dort ja auch auf den Problembären der SPD alias Kurt Beck, der sich nun wohl auf der Flucht vor Frank-Walters schneller Eingreiftruppe befindet. Ich würde gerne behaupten, dass ich Becks Auftritt als beleidigte Leberwurst in Menschenform überzogen fände, kann dies aber nicht tun angesichts eines geharnischen Mailwechsels zwischen gewissen Berliner Schwulenclubbetreibern und mir bezüglich einer Türpolitik, die mich im Regen stehen ließ, da ich die Frechheit besaß auf keiner Gästeliste zu stehen. Irgendwie witzig ausgerechnet von den gays diskriminiert zu werden. Mal sehen, wann ich drüber lachen kann.

dein Kurt Beck im Geist

die Eine

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