Sonntag, 13. Juli 2008

Me and my monkey

Liebe Eine,
eine Woche aus der Hölle liegt hinter mir, die schon zu Beginn negativ auffiel, indem sie an einem Sonntag mit der Arbeit begann. Es folgten mehrere Tage, geprägt durch das hostessenhafte Betreuuen weltgewandter Wissenschaftler, die ihre Freizeit gerne mit der Zerteilung von Affenhirnen verbringen, denen ich in verschiedensten Sprachen den Weg zum Klo beschreiben sowie einmal täglich alle in einen Bus verfrachten durfte, der sie vom Hotel zum Abendprogramm kutschierte. Dabei durfte ich nicht nur auf dem der Reiseleiterin vorbehaltenen Sitz vorne neben dem Fahrer Platz nehmen (dessen Lage direkt in der Windschutzscheibe einen auf der Liste der potentiellen Verkehrsopfer ganz nach vorne katapultiert), sondern auch von Berlins Busfahrern erfahren, dass es durchaus üblich ist, für ausländische Delegationen einen Bus vom Hotel Adlon zur Russischen Botschaft zu bestellen. Für Nicht-Berliner soll die Entfernung der beiden angesprochenen Ortschaften folgende Karte dokumentieren:



Darüber hinaus kam ich des Öfteres in den Genuss, während der das Wissenschaftlertreffen begleitenden Fragestunden den hohen Herren das Mikrofon zu reichen, was als Höhepunkt an intellektueller Herausforderung verzeichnet werden kann. Als Gegenwert durfte ich pro Stunde einen Euro sowie ein lekker Mittagessen mitnehmen, wie es schmackhafter wohl nur die Mitropa hinbekommen hätte.
Ich plane, mich als bald bei den Organisatoren für ihre Großzügigkeit, mich an diesem Event teilhaben zu lassen, in angemessener Form zu bedanken, kann mich aber noch nicht für den Text der Dankesworte entscheiden. "Danke für nichts.", "Fuck you very much." oder doch eher "Wissen Sie, wie man das nennt? Betrug!" - wozu würdest Du mir raten?
Weiterer negativer Effekt meines Lebens mit Affenquälern ist, dass ich zu einer Medienabstinzenz gezwungen wurde, die mir nun versagt, in gewohnter Form aktuelle Themen auszugreifen und in völlig neuem Licht der Lächerlichkeit Preis zu geben.
Von wesentlich erfahreneren Schreibern als ich es bin habe ich abgeschaut, dass man sich in solchen Situationen gerne des Phänomens des Verhörens bei Liedtexten annimmt. Axel Hacke bereitete da den Weg für alle immer mal wieder uninspirierten Kolumnisten; Beweise zu ergooglen ist mir gerade zu anstrengend, aber es ist wirklich so, das Thema wird immer gerne genommen. Persönlich möchte ich dazu sagen, dass mein Opa gerne mit mir das Lied von Bolle Reister sang, der jüngst zu Pfingsten nach Pankow wollte, wobei für mich sowohl Herr Reister, Pfingsten und Pankow gänzlich unbekannt waren.
Andere schöne falsche Sachen gibt es hier:



Und zum Abschluss noch der Beweis, warum ich mich so freue, alsbald wieder zum Berufsfeld der Journalisten zu gehören:



Mit diesem abschließenden Bild von der Welt am Sonntag verbleibt frenetisch wie ein Affe mit Elektroden im Hirn winkend: Die Andere.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

verehrte andere,
der aufgabenbereich deiner letzten woche erinnert mich stark an meinen letzten monat. nur ohne busfahrt, bezahlung und affen! (dafür aber mit sportjournalisten und fußball...).

ich verbleibe hochachtungsvoll (und das lied vom schnitzelwagen summend),

k

Anonym hat gesagt…

Beste Mitbewohnerin der Einen, ich bitte zu bemerken: Mir wurde nicht einmal Arbeitskleidung gestellt. Und gutaussehende Herren wie Olli B. wurden ersetzt durch unfrisierte Wissenschafler. Und es gab keine Presse, da diese unverständlicherweise zu ihrem Pressetermin morgens um acht nicht erschien. Das Nicht-Zufrieden-Sein geht also weiter...

Anonym hat gesagt…

Ich finde, du solltest nochmal über diese Reiseleitergeschichte nachdenken...spezialisiert auf Touren vom Adlon zur Russischen, Britischen oder US-amerikanischen Botschaft. Das könnte ein Megageschäft werden, erinnert es mich doch an die 143 hilflos wirkenden englischsprachigen Touristen, die ich gestern abend dabei beobachtete, wie sie einen "Pub Crawl" in Form von "Mit peinlichen Neon-Armbändern hinterm Tacheles stehen und rationierten Fusel trinken" vollführten. Ich würde mal sagen: DAFÜR sind wir 89 auf die Straße gegangen (was wir nicht taten, oder zumindest ICH nicht, für deine Ostzonenaffinen Erzeuger kann ich nicht sprechen).

Anonym hat gesagt…

Das Reisebusiness sehe auch ich immer mehr als meine berufliche Zukunft - man hatte mich, als man mir den Platz an der Sonne neben dem Busfahrer zuwies. Neben den Botschaftstouren böte ich jedoch auch noch Inselrundfahrten an, wie es einst Kurt Felix bei Verstehen sie Spaß tat - immer rum um die Verkehrsinsel. I like.

Anonym hat gesagt…

Ach fantastisch diese Welt da draußen... crazy shameless!