Freitag, 3. Oktober 2008

Schulmädchenreport, politisch

Liebe Andere,
Wenn die Weltwirtschaft sich in die Rezession verabschiedet, Aktienindizes unter der Inkompetenz des US-Senats einknicken wie Beckstein vor einer sich ausschließlich in gutturalen Lauten äußernden Parteigruppierung, die sich "Landesgruppe Oberbayern nennt" und überhaupt alles eher weniger "supi" (Kerner-Sprech) aussieht, dann holt Maybrit Illner, Welterklärerin des Zweiten Deutschen Fernsehens und Teil des Power-Paares mit Durchschnittlichkeitsflatrate Obermann/Illner die schweren Geschütze raus: Den karierten Pullunder und die original ägyptische Erde nämlich.





Nein, das Bild habe ich nicht bearbeitet, man hat sie wirklich so vor die Kamera gelassen. Ich denke, Frau Illner wollte mit dem dezenten Karo ihrer neckischen Oberbekleidung auf den drohenden Sparzwang hinweisen, der sie vor keinerlei Probleme stellen wird: Hatte sie doch wahrscheinlich schon als Kaderstudentin an der Leipziger Journalistenschule Bekanntschaft mit staubigen Rote Beete Gläsern als einzigem Angebot des örtlichen "Delikats" machen müssen.
Auch ihre Gäste schienen den Subtext des Abends verinnerlicht zu haben, der mit dem Schlagwort "Mangel" wohl ganz gut getroffen scheint.
So trat Edda Castello, Verbraucherschützerin aus einer unbedeutenden Siedlung nördlich Berlins, auf in einem Ensemble, das sie entweder im "Zu Verschenken"- Karton des "Eine Welt"- Ladens endeckt oder schlichtweg seit 1983 niemals ausgezogen hatte:


Ja, es war ein Schneejeansanzug, den sie trug. Die Tatsache, dass er ihr zwei Nummern zu groß war, kaschierte sie mit der in den achtzigern beliebten Technik des Umschlagens der Ärmel bzw. Beine, was ihr insgesamt, in Kombination mit der Prinz Eisenherz-Frisur, das Aussehen eines mutierten Kindes verlieh.
Mein Liebling jedoch war der Graf, der keine Gräfin sucht, sondern die Person, die ihm eingeredet hat, dass rosa Hemden nicht nur was für 20jährige Berufssöhne auf Sylt sind, sondern auch vorbestraften Veteranen der Partei der Besserverdienenden:



In diesem Moment erkannte er, glaube ich, dass auch die rote Motivkrawatte keine so gute Idee war.



Hier wiederum konzentrierte er sich auf die Ausführungen des Dackel-Stirn-Besitzers Gabor Steingart zum Weltgeschehen (Lieblingszitat: "Wir können nicht alle nebenbei Betriebswirtschaftslehre studieren."). Oder versuchte sich an sein Abendessen zu erinnern. Man weiß es nicht.
Bei aller Lächerlichkeit proftiert Maybrit "Orange" Illner meines Erachtens nach immens von ihrer Platzierung vor dem schlechteren Alfred Biolek in Gestalt Johannes "Putenwurst" B. Kerners, der spätestens nach der ersten Ich-lehne-mich-über-den-Tisch-so-interessiert-bin-ich-an-Ihnen Imitation einer Frage Sehnsucht nach der Gouvernante mit der Vorliebe für kokette Seitenblicke aufkommen lässt.


Inzwischen dürfte klar sein, dass die Lächerlichkeit des gestrigen ZDF-Abendprogramms in der Tat unabhängig vom parallelen Sektgenuss unsererseits existierte. Dann doch lieber Schwangerschafts-TV mit Jana-Ina und Giovanni auf Pro 7, wo Detlef Soost direkt weiter casten konnte nachdem er erst 10 Minuten zuvor die wohl aussichtsreichsten Popstars-Kandidaten der aktuellen Staffel aus jener gekickt hatte, wahrscheinlich, weil sie keine Lust hatten, wie Loona in Bikini-Oberteil und Jogging-Hose mit Tropen-Motiv vor die Kameras zu treten.



Von Maybrits Freizeitlook zu diesem Strandaufzug sind es wahrscheinlich nur noch zwei Wochen und drei Bankenfusionen. Ich drücke uns die Daumen, ich weiß nur noch nicht, wofür.
Deine Eine

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich persönlich finde es sehr begrüßenswert, dass das ZDF endlich begonnen hat, sparsamer mit den Gebühren umzugehen und ab sofort seine Moderatoren bei Pimky einkleidet. Einen 200 Jahre alten Grafen zu exhumieren und auf Norbert "Die Renten sind sicher" Blüm treffen zu lassen, halte ich jedoch für unmoralisch.

Anonym hat gesagt…

Norbert Blüms Versuch mit dem unaufgeforderten Vortrag aus einer 15 Jahre alten BILD-Zeitung zu punkten erhöhte den Sinn seiner Anwesenheit in dieser Runde auch nicht nennenswert. Da wirkte der Grad doch deutlich zurechnungsfähiger.

Anonym hat gesagt…

nachdem ich jetzt mehrere Posts gelesen habe um mal wieder auf den neuesten Stand zu kommen, erblasse ich wie immer ob Eures geballten Wissens was Politik und in Deutschland produziertes Fernsehen angeht ... und stelle immer wieder fest, dass ich tatsächlich innerlich emigriert bin.

Wie sonst ist es zu erklären, dass ich mich sehr freute als das von mir in diesen Freundeskreis eingebrachte Wort "cringe" eine Erwähnung fand. Ich liebe dieses Wort und es ist durch die Big Brother UK Samanda twins (please note: not saMAN) im letzten Jahr zu neuer Ehre in meinem Wortschatz gekommen: http://www.youtube.com/watch?v=XugG9jGBp6Q
Bei dieser youtube Suche musste ich feststellen, dass sie eine show oder zumindest ein special bekommen haben in dem sie die 30 Cringiest Videos wählten! CRINGE!

Auch dies bestätigt, dass mein Wunsch zu Beginn meines Studiums die neue FL zu werden, sehr realistisch meine Fähigkeiten einschätzte ... solange es um Stars und Sternchen und absurde Unterhaltung aus GB geht, bin ich in Wissenstest kaum zu schlagen, geht es um Deutschland oder Politik ... not so much. Leider kam Constanze Rick mir zuvor und stahl völlig schamlos mein Leben.

Naja gut, ein bißchen was weiß ich über Politik auch, aber ich befürchte in Einstellungstest in Deutschland wird eher weniger nach Gordon Brown, Alistair Campbell und Peter Mandelson gefragt. Was bleibt... die Emigration!

Und meine Bildung über amerikanische Politik beziehe ich zum Großteil über Perez Hilton ;o)

was mich nicht davon abhält an Studien über die anstehenden Präsidentschaftswahlen, die über die mailingliste unseres Instituts geschickt werden, teilzunehmen. Denn ich nehme jetzt an jeder so an mich herangetragenen Umfrage teil, weil jeder der eine Umfrage machen muss seit meinem zweiwöchigen Aufenthalt in einer Parkanlage zum Befragen von Rentnern meine Unterstützung bekommt.