Donnerstag, 1. Januar 2009

You say goodbye, I say hello

Liebe Andere,
Stell dir bitte vor, dass ich unterernährt sowohl von Lebensmitteln als auch -inhalt die Privatsphäre mehr oder weniger Prominenter ausschlachte, wobei mein Lebensziel darin besteht, die glänzendsten Haare der gesamten Clownsschule, die sich RTL nennt, zu besitzen, stell dir also bitte vor, ich sei Frauke Ludowig. Sie würde folgendes sagen: Es war DIE Nachricht der vergangenen Woche. *dramatische Pause, eine Sekunde zu früh in Kamera 2 dreh*: Die mächtigste Frau Deutschlands kocht für den mächtigsten Mann Deutschlands, dann brechen sie mit vollen Bäuchen in Brandenburgs Badegewässer ein um die Hausmannskost in uckermärkischer Idylle abzutrainieren.
Ich könnte mir vorstellen, dass bei dieser Gelegenheit die Feinheiten der jeweiligen Weihnachts-und Neujahrsansprachen abgekaspert werden. So ist wahrscheinlich die Internet-Diaspora rund um das Ferienhaus der Kanzlerin und die daraus resultierende Unfähigkeit, online zu pokern und/oder mit Thomas Steg zu skypen Auslöser ihres dringlichsten Weihnachtswunsches nach flächendeckenden Breitbandanschlüssen, was ich durchaus nachvollziehbar und sympathisch finde angesichts der Tatsache, dass mich mein fluktuierendes DSL seit vier Stunden in etwa jenen Status versetzt:



Einzig die Aussicht auf eine neue Folge meines geliebten Lobotomie-Vehikels "Das Traumschiff" im ZDF heute abend besänftigt mich etwas. Was gibt es Schöneres, als verkatert dem immer gleichen Schauspielensemble aus abgehalfterten Knallchargen der deutschen Boulevardbühnen dabei zuzusehen, wie sie in völlig hanebüchenen Szenarien overacten um sich das Geld für ein weiteres Lifting zu verdienen.




Ja, das waren 10 Minuten deines Lebens, die dir niemand zurückgeben wird. Ich weiß nicht, was ich mehr schätze: Den Fakt, dass die drei Hauptdarsteller kombiniert älter sind als Pangea oder das Ausmaß an Unwahrscheinlichkeiten, mit denen die Zuschauer für dumm verkauft wird: So drehte sich beispielsweise in der letzten Folge (Zweiter Weihnachtsfeiertag 2008, man fuhr nach Vietnam, wobei Kapitän Paulsen mit seinen 76 Jahren mal locker auf einem Speedboot das Schiff erreichte, nicht ohne sich zuvor nicht näher bezeichnete Dschungelbewohner Untertan zu machen) einer der zwei hirntötenden Handlungsstränge um ein Wiedersehen der Chefstewardess Beatrice mit drei Schulfreundinnen.









Mal davon abgesehen, dass die letzte im Bund (und der Mann neben ihr wahrscheinlich auch) lockere 10 Jahre älter aussieht als die Damen, mit denen sie laut Drehbuch ihr Abitur gemacht hat, sprach sie auch wie ein Falcoimitator, der Mozartkugeln herstellt, Freud zitiert und dabei hofft, dass niemand an Hitler denkt: Ja, sie sprach mit österreichischem Dialekt. Das heißt, das Traumschiff wollte uns glauben machen, dass sie aufgrund einer Lernschwäche sooft sitzen blieb bis sie mit den anderen Mädchen in eine Klasse kam und nebenbei ihr Leben lang einen Dialekt sprach, den es in ihrer Heimatstadt überhaupt nicht gab. Diese etwas exzentrischen Implikationen für einen Teenager verdienen meine, deine, unser aller Würdigung.

Auf dass das Traumschiff dir den ersten Abend in der stellvertrenden-Regierungssprecher-Schmiede-Job-Stadt versüßt,

deine Heideline Eine

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich danke Dir für diese schöne Einstimmung auf den heutigen Fernsehabend in der Diaspora (jedoch der mit Breitbandkabeln, immerhin) - Kapitän Paulsen und Beatrice werden mir wie eine Familie sein und mich über die Abwesenheit von mir bekannten Menschen hinwegtrösten.

Anonym hat gesagt…

In puncto grauer Haut, Altklugheit und Zahnprothesen stehen Siggi Rauch und Horst Naumann deinen echten Freunden ja auch in nichts nach. Breitbandkabel sind die halbe Miete!