Sonntag, 30. März 2008

34645 Zeilen Hass (und etwas, das RTL als Liebe verkauft)

Liebe Andere,
Ich nutze gleich mal die enorme Abscheu, die mich soeben beim Sehen des verschnarchten ARD-Presseclubs überkommen hat und ziehe damit wie immer nur aus der Freude am Rummäkeln die Energie, überhaupt etwas zu schreiben: 4 moribunde Moralwächter, darunter eine Frau mit schlechter Frisur und Sommerkostüm, die angeblich für den Cicero berichtet (dem ich entsprechend noch viele Besuche vom Verfassungsschutz wünsche), beratschlagen, wie man den bösen Chinesen am besten beikommen kann. Als Vorschläge stehen im Raum: Boykott der Spiele ("letzte moralische Keule" warnt Jörg Schönenborn, der Zahlenhampelmann der ARD, den ich immer mit Jörg Schönbohm, dem großen Ostkenner unserer Zeit verwechsle), Boykott der chinesischen Produkte oder, mein Lieblingsvorschlag, der Aufruf an die Spieler, "ein Zeichen zu setzen". "Die Wasserballer wollen zum Beispiel orangene Bademäntel anziehen" frohlockt die schlecht-dauergewellte Cicero-Lady. Ja, damit sind Diktaturen in die Knie zu zwingen: Farbiger Frottee am Beckenrand bei einer Sportart, die in etwa das selbe Zuschauerinteresse erregt wie Schach. In der Liga der weltfremden, aktionistischen Vorschläge schiebt sich aber auch eine andere Diskussionsteilnehmerin (angeblich Leiterin des Hauptstadtbüros der Zeit, was, wenn es stimmt, einmal mehr beweist, dass Giovanni di Lorenzo seit 1982 das Innere seiner Fisurmurmel namens Kopf sträflich vernachlässigt) ganz weit nach vorne mit folgender Aufforderung: Der Olympia-Sponsor VW solle mal Danpf ablassen und sich ordentlich bei der chinesischen Regierung über die bösen Menschenrechtsverletzungen beschweren.
Ich weiß nicht genau, wer der guten Frau da etwas in den fair gehandelten Kaffee getan hat. Fest steht nur: Ausgerechnet die freie Wirtschaft zur moralischen Triebfeder westlicher Demokratisierungsansprüche zu machen und sich dann auch noch ausgerechnet an Volkswagen zu halten, die sich bei der Klärung der Zwangsarbeiterentschädigung im eigenen Land nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben, ist wohl kaum noch unter "Naivität" verbuchbar.
Weil mich die unbequemen Mahner so anwidern, jetzt noch etwas zum Genießen: Wie die Mitbewohnerin mit mitteilte, beschenkte uns RTL über die Osterfeiertage mit einer großartigen "Bauer sucht Frau"- Reunion, welche ich mir in großer Freude über ein Wiedersehen mit meinen Lieblingsgenom-Fehlern in Menschengestalt, ansah. Hier die Highlights in Screencaps ("I watch it so you don´t have to."):

Bruno hat noch immer nicht erkannt, dass er was Besseres haben könnte und trägt inzwischen T-Shirts von sich und dem putzwütigen Kobold, den er zu ehelichen gedenkt.

Furthi: Noch immer der Feingeist unter den Ferkelzüchtern.

Man beachte die ausgestopften Marder im Hintergrund. "The Birds", anyone?

Und wo ich die Parallele zum sympathischen Triebtäter Norman Bates schonmal ins Spiel gebracht habe: Was sagt mehr "Ich werde dich ausstopfen!" als ein grauer Ostzonen-Anorak, Mütze aus dem Kik-Markt und notgeiler Blick auf die Plastiktüte, mit der er die Blondine später zu ersticken gedenkt?

"The Look of love": Wohl nicht nur für mich überraschend: Ausgerechnet "Pfundskerl Maik" (RTL-Sprech für "krankhaft übergewichtigen Harzer Sonderling mit Verbaldurchfall") hat jemanden gefunden, mit dem er seine Vorliebe für Ohrschmuck und Galloway-Rinderzucht teilen kann: Die spitzmausgesichtige Arzthelferin aus dem Nachbarort.

Natürlich erspart uns RTL nicht diverse Rachenraum-Close-Ups des Harzer Rollers und seiner erschreckend normal wirkenden zukünftigen Rinderkönigin.

Mit diesem Happy-End und einem hoffentlichen gemeinschaftlich verspürten starken Wunsch nach Alka Seltzer und einer neuen Staffel von "Schwiegertochter gesucht!" verbleibt freundlich winkend

die Eine

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