Samstag, 1. März 2008

Baby, schüttel dein Haar für mich

Liebe Eine,
ist es unverschämt, vom Arbeitsplatz aus zu bloggen? Das frage ich mich seit ein paar Stunden, und nachdem ich abgecheckt habe, dass die nächste anwesende Person in diesem Großraum vier Reihen und zwei Raumteiler entfernt ist, habe ich mich dazu entschlossen, dass es das nicht ist. Zumindest, solange man seinen beruflichen Pflichten nachkommt und stündlich fünf Beiträge freischaltet. Die alle auf Tagesspiegel.de eingegangen sind, denn schon am dritten Arbeitstag wurden meine Kompetenzen erweitert und ich darf die tendenziell rechtsradikalen Tagesspiegel-Leser davon abhalten, ihr Gedankengut im Internet zu veröffentlichen. Wobei es sich dabei nicht um meine persönliche, sondern die offizielle Meinung des Redakteurs handelt, der mich für meinen neuen Verantwortungbereich freischaltete und völlig überrascht darauf reagierte, dass ich, als er eine halbe Stunden später mal vorbeischaute, tatsächlich im entsprechenden Programm unterwegs war: "Oh, woher weißt Du denn, wie das funktioniert?" Meine innere Antwort lautete: "Nur weil ich Arbeit für Hirnfreie mache, heißt das noch lange nicht, dass ich auch hirnfrei bin. Etiam si omnes, ego non. Quod erat demonstrandum."
Womit einmal mehr eine perfekte Überleitung zum eigentlichen Dauerthema geschaffen wäre, dem sinnlosen Wissen, wasted headspace für die Anglophonen unter uns. In diesem Fall erlangt bei meinem neuen Arbeitgeber, der Wladimir Kaminer als Meinungsmacher gewinnen konnte, wo man erfahren kann, dass die Russen ihre Präsidenten nach Frisur wählen. Das kennen wir auch schon aus Deutschland, wo Kanzler erst nach ausgiebigen Friseurbesuchen wählbar werden, verhält sich in Russland aber ein wenig anders, da dort zwangsläufig Kahlköpfe Haargesegneten folgen, von Herrn Kaminer liebevoll als Vollhaarige bezeichnet. Lenin: haarlos. Stalin: vollhaar. [...] Gorbi: haarlos. Jelzin: vollhaar. Putin: haarlos. Medwedjew: vollhaar. Was uns dieses Wissen über die morgigen "Wahlen" lehrt? Natürlich nichts, sonst wäre es ja nicht sinnlos. Dafür eröffnen sich daraus Möglichkeiten für haarsträubende Theorien, wie die, dass Britney sich lediglich aus dem Grund eine Glatze scheren ließ, da sie hoffte, damit als ihre eigene Nachfolgerin einen Neustart hinlegen zu können, oder dass Gerd Schröder seinem Haar bewusst viel Pflege zukommen ließ, um seine Amtszeit zu verlängern. Jedoch sollte auch bedacht werden, dass die Bazillen Oskar und Gregor beide zu lichtem Haar neigen, was hervorragend Angelas floppy hair nachfolgen könnte. Die konservativen Kräfte sollten "live8 - Songs gegen Links" also schnell auf die Beine stellen, um die Erkrankung im Keim zu ersticken. Denn die setzt auf die Zukunft, wie ein Blick auf ihre Website verrät, wo man im hauseigenen Fanshop den linken Nachwuchs hiermit einkleiden kann:

Schon ab 20 Cent sind dort auch historische PDS-Artikel zu haben, im Oettinger-Sprech vermutlich als Pest bezeichnet: Man denkt, sie sei längst ausgerottet, und dann kriechen doch irgendwo wieder Ratten aus ihren Löchern. Pur, hilf!
Während um die 13 Millionen Deutschen jetzt vermutlich gerade begutachten, was Emma von der wallenden Mähne Tommy Gottschalks übrigließ, werde ich meine Aufmerksamkeit nun ein letztes Mal meiner Community widmen und verbleibe als winkender Affe als:
die Andere.

5 Kommentare:

factory girl hat gesagt…

Das mit den Haaren finde ich durchaus plausibel! Wer seine Haare achtet und pflegt, der zeigt damit, dass er in der Lage ist sich um sein Land/Volk zu kümmern/es zu achten... wer Glatze hat, hat noch mehr Zeit sich ums Land/Volk zu kümmern... ;o)

Außerdem verstehe ich die latente Angst vor einer Machtübernahme der Linken, die hier in verschiedenen Posts immer wieder durchscheint, nicht! Muss ich fürchten als Tochter einer "Kommunistin" bald mccarthy-istisch per IP-Verbannung ins sozial-virtuelle Abseits gestellt zu werden...?

Anonym hat gesagt…

Wer sagt, dass ich Angst vor der Linken habe? Wer nichts hat kann nichts verlieren. Außer sie pfänden McBooks, aber das hat Marx bestimmt nicht vorgesehen.

Anonym hat gesagt…

Ich habe Gregor Gysi schon auf dem Markt meiner Heimatstadt zugewunken als Günther Oettinger noch nicht mal an seine blonde Exfrau DENKEN konnte. Oskar L. könnte vielleicht auch Gerd Schröder zu einem letzten Kampf der Gigangen provozieren. Ringen, anyone? Wobei das Öl Gerds Haarfarbe unschön verändern könnte.

Anonym hat gesagt…

You know I love the Gerd ... aber ich möchte ihn dann doch nicht halbnackt und mit Öl eingerieben kämpfen sehen ... ewww!

Auch ich teile übrigens dieses Kindheits-Markt-Erlebnis... nur dass es in einer Stadt nördlich von Berlin stattfand.

Anonym hat gesagt…

Auf den Marktplätzen der westfälischen Provinz klampften nur die Kellys, Viren im doppelten Sinn.